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Co-Boost: Studie zur Reduktion von Kokain

Über die Studie

Stand der Forschung

In der Behandlung der Kokainabhängigkeit gibt es unterschiedliche Ansätze, die in der klinischen Praxis zur Anwendung kommen. Diese sind entweder psychotherapeutischer oder pharmakologischer Natur. Bisherige psychotherapeutische Behandlungen erzielen allerdings nicht bei allen Betroffenen gute Ergebnisse, und es ist bislang noch kein einziges Medikament für die Behandlung der Kokainabhängigkeit zugelassen.

Bisherige Forschungsergebnisse konnten zeigen, dass die Entwicklung einer Kokainabhängigkeit mit verschiedenen Veränderungen im Belohnungssystem des Gehirns einhergeht. Dies führt dazu, dass Kokain und damit in Verbindung stehende Reize an Bedeutung zunehmen, und gleichzeitig kann es dazu kommen, dass natürliche Belohnungen, wie zum Beispiel soziale Interaktionen, gutes Essen oder sportliche Aktivitäten, ihren Reiz verlieren. Zudem kommt es zu Veränderungen im Glutamatstoffwechsel, einem wichtigen Botenstoff im Gehirn, der eine wesentliche Rolle für das Verlangen nach Kokain spielt.

Einen Behandlungsansatz, der diese zwei Veränderungen im Belohnungssystem und im Verhalten gezielt anspricht, gibt es aktuell nicht. 

Es gibt erste Hinweise dafür, dass Ketamin - ein Medikament, das den Glutamatstoffwechsel beeinflussen kann - das Verlangen nach Kokain sowie den Konsum vermindern kann. Zudem gibt es vielversprechende Ergebnisse, die zeigen, dass mittels Neurofeedback-Training - eine Art von Gehirntraining – die Sensitivität des Belohnungssystem gegenüber natürlichen Belohnungsreizen gezielt gesteigert werden.

Mit der Kombination dieser zwei Behandlungsmethoden wollen wir herausfinden, inwieweit diese wirksam sind in der Behandlung der Kokainabhängigkeit. Unser neuartiger Behandlungsansatz kombiniert eine einmalige Ketamininfusion mit Neurofeedback-Training.

Ziel der Studie

Ziel dieser Studie ist es herauszufinden, ob ein gezieltes Neurofeedback-Training und eine einmalige Ketamininfusion die Betroffenen dabei unterstützt, ihr Kokainverlangen und ihr Kokainkonsum zu reduzieren. Zudem soll untersucht werden, ob insbesondere die Kombination dieser beiden Ansätze zu einer zusätzlichen Verstärkung der Wirksamkeit führt.

Es wird erwartet, dass sowohl eine einmalige Verabreichung von Ketamin als auch  das Neurofeedback-Training sowie die Kombination dieser beiden Verfahren zu einer Verbesserung der Symptome der Kokainabhängigkeit führen.

Ketamin

Inhalt folgt

Neurofeedback

Inhalt folgt

Ablauf & Ort

Bild 1: Studienablauf

Der 1. bis 4. Termin der Studie findet an der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich, Lenggstrasse 31, 8032 Zürich statt. Die Termine 5 und 6 können von zuhause aus wahrgenommen werden. Die sechs Termine verteilen sich über einen Zeitraum von 6 Monaten.

Mit dem 1. Termin wird sichergestellt, dass alle Teilnahmekriterien erfüllt und der gesundheitliche Zustand eine Studienteilnahme ermöglicht. Dazu werden ein Elektrokardiogramm (EKG) und eine kurze medizinische Untersuchung mit Blutentnahme durchgeführt. Zudem werden die Therapieziele hinsichtlich des Kokainkonsum gemeinsam besprochen.

Am 2. Termin findet die eigentliche Behandlung statt: Die Teilnehmenden bekommen entweder via Infusion Ketamin oder Placebo in Kombination mit einem echten bzw. falschen Neurofeedback-Training. Welche Behandlungskombination die Teilnehmenden erhalten, ist zufällig. Sowohl die Infusion des Ketamins bzw. Placebos wie auch das Neurofeedback-Training finden in einem Magnetresonanztomographie-Scanner statt. Dies ermöglicht die Untersuchung sowohl des Glutamatstoffwechsels als auch der Sensitivität gegenüber natürlichen Belohnungsreizen innerhalb des Belohnungssystems. Anhand einer Urinprobe wird überprüft, ob andere Substanzen konsumiert wurden. Eine Blutprobe dient der Untersuchung von Plastizitätsmarkern.

Eine Woche später findet der 3. Termin statt. Hier wird das Neurofeedback-Training wiederholt.

Der 4. Termin findet ca. einen Monat nach dem 3. Termin statt. Hier werden Fragen zum aktuellen Konsumverhalten gestellt.

An allen Terminen, die vor Ort stattfinden, werden die Teilnehmenden gebeten eine Urinprobe abzugeben, damit der aktuelle Kokainkonsum untersucht werden kann.

Der 5. und 6. Termin können von zuhause aus wahrgenommen werden. Dabei werden die Teilnehmenden Fragenbögen zum Konsumverhalten und Wohlbefinden ausfüllen.

Die Dauer des jeweiligen Termins ist in Bild 1 zu sehen.

Teilnahmekriterien

Personen mit Wunsch nach Konsumveränderung, können an unserer Studie teilnehmen, wenn folgende Kriterien erfüllt sind:

  • 18 bis 55 Jahre alt
  • regelmässiger Kokainkonsum
  • gute Deutschkenntnisse

Nicht möglich ist die Teilnahme, wenn u. a. eines der folgenden Kriterien erfüllt ist:

  • bipolare oder psychotische Störung
  • schwere Substanzabhängigkeit - abgesehen von Kokain und Nikotin
  • unbehandelter Bluthochdruck
  • unbehandelte Schilddrüsenüberfunktion
  • erhöhter Hirndruck
  • schwangere oder stillende Frauen
  • Allergie oder Empfindlichkeit gegenüber Ketamin
  • aktuelle Teilnahme an anderer klinischer Studie

Nutzen & Risiken

Unsere Studie bietet die Möglichkeit einen neuartigen Behandlungsansatz zu nutzen. Es gibt keinen gesicherten persönlichen Nutzen durch die Studienteilnahme, jedoch Hinweise dafür, dass sowohl die Behandlung mit Ketamin wie auch das Neurofeedback-Training positive Effekte auf die Kokainabhängigkeit haben könnten.

Die Risiken der Studienteilnahme umfassen die Nebenwirkungen des Ketamins, wobei es sich hier um ein sicheres und gut untersuchtes Medikament handelt, das bereits bei anderen psychischen Erkrankungen wie Depressionen vielfach eingesetzt wird.

Für eine vollständige Studienteilnahme erhalten die Teilnehmenden CHF 370.-.